FRAUEN UND MÄNNER AM ARBEITSMARKT
Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege
Drei von vier Beschäftigten sind Frauen
Beschäftigte
Der Frauenanteil unter unselbstständig Beschäftigten im Berufsbereich „Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege“ beträgt 77 %. Innerhalb dieses Berufsbereich gibt es jedoch Berufsgruppen, in denen Frauen noch stärker dominieren: Hierzu zählen das „Veterinärwesen“ (90 %), „Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen“ (81 %) und „Heime“ (79 %). In der größten Berufsgruppe, dem „Gesundheitswesen“ (77 %), sind verhältnismäßig gleich viele Frauen wie im gesamten Berufsbereich und nur im „Sozialwesen“ (74 %) ist der Frauenanteil etwas geringer.
Unselbstständige Beschäftigung Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege 2014, Österreich

Beschäftigungsentwicklung
Obwohl der Beschäftigungsstand von 2011 auf 2012 zurückging, war im Zeitraum 2011-2014 ein Wachstum von 2,2 % zu verzeichnen. Im Jahr 2014 waren um 3.873 Frauen (1,9 %) und 2.097 Männer (3,4 %) mehr in Bereich „Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege“ beschäftigt als 2011.
Zeitreihe 2011-2014 Gesamtbereich Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege, Österreich


Lehrlinge
2014 umfasste die Branche „Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege“ 7.774 Lehrlinge. Der Frauenanteil ist hier besonders hoch und liegt bei 87 %. Die drei zahlenmäßig größten Lehrberufe sind „FriseurIn und PerückenmacherIn (StylistIn)“ (4.258), „Pharmazeutisch-kaufmännische AssistentIn“ (1.234) und "KosmetikerIn" (725). Im letztgenannten Lehrberuf liegt die Frauenquote bei 99 %, in den anderen beiden bei 91 bzw. 92 %. Nur bei den zahlenmäßig relativ kleinen Lehrberufen „OrthopädietechnikerIn“ und „FeinoptikerIn“ sind Männer leicht in der Überzahl (Frauenanteil: 46 bzw. 38 %).
Lehrlinge Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege 2014, Österreich


Einkommen
Das Bruttojahreseinkommen im „Gesundheits- und Sozialwesen“ lag im Jahr 2013 für Frauen bei 32.900 Euro brutto. Das entspricht 85 % des durchschnittlichen Einkommens von Männern. Somit verdienen Frauen in diesem Berufsbereich durchschnittlich um 15 % weniger als ihre männlichen Kollegen.
Beschäftigungsformen
Die Teilzeitquote ist in diesem Berufsbereich bei Frauen mit 52,3 % mehr als doppelt so hoch wie jene der Männer (20,4 %). 150.600 Frauen befinden sich in einem Teilzeit-Arbeitsverhältnis. Bei den Männern trifft dies auf 16.300 zu.
Physische und psychische Belastungsfaktoren
Männer des Gesundheits- und Sozialwesens berichten generell etwas seltener von physischen Belastungen als Frauen. Die drei häufigsten Beschwerden beziehen sich bei den Männern und Frauen auf dieselben Belastungsfaktoren: „Schwierige Arbeitshaltungen und Bewegungsabläufe“, „Hantieren mit schweren Lasten“ und „Arbeiten, bei denen eine starke Anstrengung der Augen nötig ist“. Die ersten beiden Faktoren belasten verhältnismäßig etwas mehr Frauen als Männer (44 zu 36,7 % bzw. 37,5 zu 32,6 %). Nur vom Durchführen von „Arbeiten, bei denen eine starke Anstrengung der Augen nötig ist“ sind Männer etwas häufiger betroffen (30,7 zu 29,4 %). Bei Frauen ist dagegen auch Lärm ein relevanter Belastungsfaktor (18,6 %).
Bei den psychischen Belastungen weist lediglich der Faktor „Starker Zeitdruck oder Arbeitsüberlastung“ interpretierbare Werte auf: Fast jede zweite Frau (43,6 %) und jeder zweite Mann (44,6 %) fühlen sich hiervon betroffen.
Berufsnachfrage
Die AMS Betriebsbefragung aus 2013/14 zeigt starke Nachfragen in diversen Berufen von „Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege“. Am häufigsten wurden Dipl. Gesundheits- und Krankenpfleger/-schwestern in den zwei Jahren vor der Befragung eingestellt (1.921 Personen). Danach folgen PflegehelferInnen (1.412 Personen), KinderbetreuerInnen (1.321 Personen) und HeimhelferInnen (1.091). Bei den Letztgenannten ist die Anzahl der Nennungen seitens der Betriebe vergleichsweise gering: Die über 1.000 neu angestellten HeimhelferInnen teilen sich auf lediglich 57 Betriebe auf. Diese Betriebe haben somit durchschnittlich 19 HeimhelferInnen angestellt. Umgekehrt ist bei KindergartenpädagogInnen und SozialarbeiterInnen die Streuung am größten und es sind nur fünf Neuanstellungen pro Betrieb erfolgt.
Berufsnachfrage TOP 10 im Berufsbereich Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege, Österreich

Berufsdynamik
Bei ÄrztInnen, gewerblichen MasseurInnen, Dipl. Gesundheits- und Krankenpflegern/-schwestern, AltenbetreuerInnen, PflegehelferIn und PhysiotherpeutIn ist in den nächsten Jahren von einer leicht positiven Berufsdynamik (Bedarfsentwicklung > 2) auszugehen. Vergleichsweise negativ wird sich nach Meinung der befragten Betriebe die Beschäftigung von ApothekerInnen (1,64), FriseurInnen/PerückenmacherInnen (1,69) und pharmazeutisch-kaufmännischen AssistentInnen (1,7) entwickeln. Generell gibt es wesentlich mehr Berufe in diesem Bereich, welchen eine negative als eine positive Beschäftigungsentwicklung vorausgesagt wird.
Berufe mit positiver Dynamik im Berufsbereich Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege, Österreich

...und das sagen die ExpertInnen
Im Kinderbetreuungsbereich arbeiten nach wie vor fast ausschließlich Frauen. Initiativen zur Gewinnung von Männern fruchten bisher nur marginal. Es gab in den letzten Jahren einen Beschäftigungsengpass, welcher hauptsächlich auf die Einführung des beitragsfreien Kindergartenjahres zurückzuführen ist. Mittlerweile sind wieder mehr Kindergartenpädagogen/-pädagoginnen auf dem Arbeitsmarkt verfügbar, doch die Verbleibdauer in dem Beruf ist relativ gering, was u.a. auch mit den hohen Anforderungen und Belastungen zusammenhängt.
Der Trend zu Betriebskindergärten und –krippen wird sich voraussichtlich noch verstärken, wodurch die Beschäftigungsmöglichkeiten von angehenden Kindergartenpädagogen/-pädagoginnen erweitert werden. Die künftigen Berufsaussichten werden durchwegs als sehr gut eingeschätzt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert bereits üblicherweise problemlos.
Eine Akademisierung der Ausbildung von Kindergartenpädagogen/-pädagoginnen wird grundsätzlich positiv, teilweise jedoch auch zwiespältig gesehen: Einerseits wird dadurch zwar das Image des Berufs gehoben, die Ausbildung professionalisiert und das relativ niedrige Gehalt verbessert, andererseits wird auch eine Flucht in besser bezahlte Berufe befürchtet.
Auch im Bereich der sozialen Arbeit (Pflege, Altenbetreuung, Betreuung von Menschen mit Behinderungen, usw.) arbeiten hauptsächlich Frauen, doch ist der Männeranteil etwas höher als im Bereich Kinderbetreuung. Leitungspositionen werden trotz der Frauendominanz mit Männern besetzt. Der Anteil an Teilzeit-Beschäftigten ist in dieser Branche sehr hoch und Vollzeitstellen – besonders im mobilen Bereich – selten. Männer arbeiten verhältnismäßig häufiger in Vollzeit und nutzen Teilzeit-Varianten eher für Weiterbildungszwecke, denn für Kinderbetreuung.
Fokussierungen auf bestimmte Zielgruppen können von Vorteil sein, da Praxiserfahrung und Fachwissen über den Umgang z.B. mit Obdachlosen am Arbeitsmarkt gefragt sind. Zielgruppenspezifische Weiterbildungen oder aber auch solche, die den Umgang mit Arbeitsbelastungen bzw. rechtliche Aspekte behandeln, sind ein wichtiges Thema in der sozialen Arbeit und die Bereitschaft dazu ist im Allgemeinen hoch.
Der Anteil an Beschäftigten mit Migrationshintergrund ist hoch. Vor allem in der Pflege werden jedoch viele nicht angestellt, sondern arbeiten auf selbständiger Basis, was einen gewissen Unsicherheitsfaktor mit sich bringt. Die Beschäftigungschancen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – sind, trotz der generell finanziell angespannten Lage im Sozialbereich, gut.
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